Dienstag, 11. Dezember 2012

Forschungen im IRAN 2012 - Ghar-e-Bournic

In Zuge der internationalen Zusammenarbeit des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier mit dem Verein Espilat (Teheran) konnten die Vermessungsarbeiten in der Ghar-e-Bournic fortgesetzt werden.
Vom 29. bis 30.11.2012 wurde von Mehran Hamidi und Ernest Geyer ein Kurzforscherlager in die Ghar-e-Bournic durchgeführt. Das Biwak wurde wie bereits im vergangenen Jahr vor dem Eingangsbereich der Höhle aufgeschlagen. 
Am ersten Forschungstag wurde mit der Vermessung der großräumigen Fortsetzung bei der sog. Löwenhalle (Talar-e-Schir) begonnen. Dieser anschließende Höhlenteil hat beachtliche Dimensionen - die sog. Monsterhalle (Talar-e-Heijula), benannt nach einer Tropfsteinformation, die einem geöffneten Maul ähnelt, erstreckt sich über eine Länge von bis zu 70 m bei einer Breite von bis zu 30 m und einer Raumhöhe bis zu 12 m. Riesige Versturzblöcke bedecken den Hallenboden. Am südwestlichen Hallenende setzt sich die Höhle weiter fort. Ein Stalagmitenzaun (Parchin-e-Stalagmit) bildet die Grenze zum sog. Wunderland. Das Wunderland (Sarzamin-e-Adjayeb) ist ein unübersichtlicher Höhlenteil mit starker Versinterung – dieser Bereich ist mit zahlreichen Tropfsteinen und -säulen sowie partiell mit einem großflächigen Excentriquesüberzug versehen. Weiterführende Höhlenteile sind unschliefbar bzw. versintert. Die nördliche Fortsetzung der Monsterhalle erstreckt sich über eine Länge von 40 m und endet an einem ca. 20 m tiefen Schacht, der als vielversprechende Fortsetzung angesehenen werden kann.
Am zweiten Forschungstag wurden sämtliche Seitengänge in der Monsterhalle aufgearbeitet sowie die nördliche Fortsetzung der Löwenhalle vermessen. In diesem Gangteil wurde auch der Beginn eines unterlagernden Schachtsystem vermessen – eine mögliche Verbindung in die großräumige Stalagmitenhalle (Talar-e-Stalagmit)? Aufgrund der akuten Einsturzgefahr wurde das weiterführende Schachtsystem nicht befahren. Insgesamt wurden 779 m vermessen - die Ganglänge der Höhle erhöhte sich dabei um 715 m auf 3473 m bei unveränderter Vertikalerstreckung von 237 m (+47 m, -190 m). Die Ghar-e-Bournic, aktuell längste Höhle der Provinz Teheran, reiht sich nun in der Statistik als viertlängste Höhle des IRAN ein. Offene Fortsetzungen, die das Ziel der nächsten Forschungsfahrt sein werden, lassen noch weiteres Neuland erwarten.
Im Zuge dieser Iranreise des Verfassers wurde beim Espilat-Vereinsabend ein gut besuchter Vortrag zur Höhlenforschung in Österreich mit Vorstellung des VHO-Projekts „Sub Glacies“ abgehalten.
Weiters gab es ein ausführliches Gespräch mit Roshan Aminnia vom Speleological Department der Iran Mountaineering Federation über die internationalen Zusammenarbeiten bzgl. Höhlenforscherausbildung - (bereits durchgeführte Ausbildungsmodule: Geologie, Höhlenrettung (FFS), Höhlenbefahrungstechnik (polnische Höhlenforscher) - für 2013 soll in Zusammenarbeit mit dem Verfasser ein Vermessungs- und Planerstellungsworkshop im IRAN organsiert werden.

Text: Ernest Geyer. Fotos: Ernest Geyer & Taraneh Khaleghi

Samstag, 1. Dezember 2012

Expedition Otavi-Mountains Namibia 2012

Im Herbst 2012 unternahmen Franz Schmidt, Andreas Wolf und Peter Jeutter vom VHO eine 12-tägige Forschungsfahrt nach Namibia. Bereits in den 1990er Jahren hatte der VHO mehrere größere Forschungsexpeditionen in das Gebiet im Norden Namibias unternommen und die Ergebnisse in Büchern publiziert. Der VHO hatte seither Kontakt gehalten und war mehrmals vor Ort. Jetzt galt es gezielt in großen Objekten weiterzuforschen und darüber hinaus Neues zu finden.
Ziel waren die Höhlen Varianto, Nosib und Temple of the Gods, so wie die weitere Prospektion im Gebiet der Farm Uisib, wo größeres Potenzial vermutet wurde.


Reibungslos kam das 3-er Team im Minenhotel in Tsumeb an und war am nächsten Tag wie geplant in der Nosib-Höhle. Es gestaltete problemlos. Der Farmer Liebenberg und seine Söhne kannten uns noch gut und die vielen Jahre schienen zeitlos vorbei gegangen zu sein. Wir bekamen einen Arbeiter als Hilfe mit und waren in kurzer Zeit am Höhleneingang. Ziel war es die CO2-Section am tiefsten Punkt der tiefsten Höhle Namibias oberhalb der Wasserspiegel zu erforschen. 1998 waren wir umgedreht lange nachdem aufgrund von Sauerstoffmangel die Karbidflamme verloschen war und wir in der „Prä-LED-Zeit“ mit gelbem Batterielicht weitergepusht haben bis uns fast schwarz vor den Augen war. Bei offenem Ende umgedreht – zum Glück! Und nun waren wir zurück mit einer 10 Liter Pressluftflasche pro Person die wir im Schleifsack abseilten und dann durch die Schlufzone transportierten bis zur großen „Baby Chamber“ welche ab Hallenmitte viel CO2 und wenig Sauerstoff hat.

Bei knapp 30 Grad Celsius und nur noch 16% Sauerstoff legten wir die Lungenautomaten und die Nasenklemmen an, dann ging es zum Endpunkt, der schon tief in der Todeszone lag. 13.9% Sauerstoff war noch beim letzten Messpunkt, den wir „Free Solo“ 1998 gesetzt hatten. Wir begannen mit der Vermessung und schätzten die hellen LED Lampen, die einen so viel besseren Eindruck von der stattlichen Halle gaben. Schon bald waren der Hallenboden und der Endpunkt erreicht. Gesamttiefe 157m – unser tiefster Tauchgang, ganz ohne Flossen und Anzug.

Tags drauf fuhren wir mit dem Wagen von Heidi und Piet Basson tief in die Berge bis auf die Farm Varianto, die uns von den beiden dankenswerter Weise für die Tage der Erforschung der Varianto Höhle überlassen wurde. Vorbei an Giraffen und unvergesslichem Bergpanorama langten wir dort an, warteten einen Regenguss ab und machten uns auf zur Höhle. In zwei Tagen vermaßen wir was noch offen war und widmeten uns ausgiebig der Fotodokumentation dieser wunderschönen Höhle mit ihren großen Räumen und Tropfsteinen. Die Varianto Höhle ist nun die dritttiefste Höhle oberhalb des Karstwasserspiegels, gleichauf mit Wakdoom (Kaokoveld).
Angekommen auf Uisib gab es ein schönes Wiedersehen mit Andre Schoemann und seiner Frau Jeanita. Wir unternahmen einen kurzen Flug bei dem uns Andre weitere Höhlenfunde aus der Luft zeigte, dann ging es in afrikanischer Hitze auf den Berg zur Temple of the Gods in die wir zwei Touren machten und mit Hilfe von gutem Licht und Bohrmaschine mehrere Fortsetzungen erschlosserten. Temple of the Gods ist nun klar über einen Kilometer lang und es warten noch weitere Fortsetzungen auf uns.  
In den verbleibenden Tagen vermaßen wir weitere drei Höhlen auf Uisib und haben bei weitem nicht alles geschafft was es zu machen gibt. Ein Ausflug zum berühmten Guinassee gab neben Schwimmvergnügen Einblick in ein mögliches Tauchobjekt bei einer weiteren Expedition. Den Abschluss bildete eine touristische Höhlenbefahrung in die Arnhem Cave südlich von Windhoek. Die längste Höhle Namibias mussten wir einfach sehen. Wenngleich die im Sandstein angelegte Höhle es mit den großartigen des Nordens nicht aufnehmen kann, hat sich der Weg gelohnt und wir haben tolle Fledermausaufnahmen gemacht und live miterlebt was Guanomining heisst.
Unser Dank gilt allen Freunden in Namibia, bei denen wir Unterkunft bekamen, Fahrzeuge ausleihen konnten und die uns auch sonst jedwede Unterstützung zuteil werden ließen die nötig war um Otavi2012 zu einem vollen Erfolg zu machen.
Wir haben alle Forschungsziele erreicht und über 500m Neuland vermessen. Täglich um 5:45 aufstehen und Afrika in allen Variationen zu inhalieren hat uns soviel Energie gegeben, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis die drei Männer wieder aufbrechen m der Unterwelt Namibias weitere Geheimnisse zu entlocken.

Text: Peter Jeutter. Fotos: Peter Jeutter, Franz Schmidt & Andreas Wolf