Dienstag, 11. November 2008

Noch immer kein Winter! Ein tiefer Schacht und Saurier im Ozonloch (DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem).


Da es in der Schachtzone noch immer nicht ausgiebig geschneit hatte, konnte am 10. November 2008 neuerlich eine Forschungstour ins Ozonloch unternommen werden.
Peter Jeutter und Robert Seebacher stiegen durch die in der Vorwoche entdeckten Schächte ab und begannen, die Fortsetzung in 158 m Tiefe auszuräumen.
Durch das Entfernen von Schutt und Lehm war es möglich einen engen Schachteinstieg freizulegen. Mit dem Hammer mussten dann noch einige Felsnasen entfernt werden, um den schmalen senkrechten Spalt auf befahrbare Maße zu erweitern.

Darunter folgte ein 16 m-Abstieg auf einen kleinen Boden, von dem ein sehr tiefer Schacht ins Unbekannte abbricht. Hier gelang es weitere 61 m bis auf eine Gesamttiefe von 233 m abzusteigen. Leider war dort das Seil zu Ende. Von diesem Punkt fällt der Schacht noch mindestens weitere 50 m ab, was eine Gesamttiefe der Direktstufe von über 110 m bedeutet.

Die im Schacht herrschende starke Wetterführung lässt für die Zukunft auf bedeutende Neuentdeckungen hoffen.
Beim Aufsteigen konnten dann aus der Wand herauskorrodierte, triassische Fossilien eines Wirbeltieres entdeckt werden. Die Stufe wurde demnach Saurierschacht genannt.

Nach der Fotodokumentation des Schachtes und der Knochen wurden alle Seile ausgebaut und bis zum kleinen Horizontalsystem aufgestiegen. Da noch etwas Zeit übrig war konnte darin noch eine kleiner Seitenast vermessen werden. Leider endet dieser enge und lehmige Gang aber bereits nach 40 m an einem Versturz.
Insgesamt wurden bei dieser mehr als 8-stündigen Tour 132 m Neuland vermessen, wodurch sich die Gesamtlänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems auf 21.440 m erhöhte.

Mittwoch, 5. November 2008

Noch kein Winter in Sicht; Vielversprechendes Neuland im Ozonloch (DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem)

Am 04.11.2008 nutzten Ernest Geyer und Robert Seebacher die guten Wetterbedingungen, um eine weitere Forschungstour ins Ozonloch durchzuführen.
Ziel der Unternehmung war ein noch unerforschter, vom oberen Horizontalsystem hinabführender, tiefer Schacht.
Der Ansatz des Schachtes liegt etwa 50 m unter dem Eingang und wurde im Vorfeld auf etwa 100 m Tiefe geschätzt. Dem entsprechend wurden auch genügend Seil und ein Akku-Bohrhammer mitgenommen. Der anfangs nicht sehr große Schacht wird nach 26 m von einer kurzen Schutthalde unterbrochen. Von dort führt eine bewetterte Röhre in ein ausgedehntes Schichtfugenlabyrinth. Dieses nach Norden ziehende System ist oft nur 40-100 cm hoch, jedoch meist sehr breit und dadurch unübersichtlich. Hier gelang es rasch 170 m Neuland zu dokumentieren, ohne ein Ende zu erreichen. Zahlreiche Röhren, Spalten und Schächte bilden noch offene Fortsetzungen. Das neu entdeckte Schichtfugenlabyrinth zieht etwa 60-70 m unter der Oberfläche in Richtung Norden, wodurch es nun relativ leicht erscheint hier noch höher gelegene Schächte anzubinden.
Um die mitgeschleppte Bohrmaschine zu nutzen wurde dann auch noch die Fortsetzung des tiefen Schachtes erforscht. Eine erste, 42 m-Stufe wurde rasch überwunden. Nach einem Absatz von nur 2 m Breite, bricht die nächste, perfekt senkrechte Schachtröhre weitere 45 m auf einen schuttbedeckten Boden ab. Dieser Punkt liegt bereits 158 m unter dem Eingang. Durch eine unbefahrbar enge Kluft kann an dieser Stelle in einen weiteren, gewaltigen Schachtraum geblickt werden. Hineingeworfene Steine donnern beeindruckend in die Tiefe. Dieser Schacht dürfte wohl deutlich über 100 m tief sein, da man die Steine lange Zeit surrend ohne Wandberührung fallen hört. Auch die starke Wetterführung macht diese Fortsetzung zu einem Ort, den man wohl noch einmal aufsuchen sollte. Es scheint, dass durch das Wegräumen von Steinen am Kluftboden der Einstieg auf befahrbare Maße erweiterbar ist. Insgesamt erbrachte diese tolle Tour 287 m Neuland, wodurch sich die Gesamtlänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems auf 21.307 m erhöhte.

VHO beim Höhlenforscherfest "Imagna2008" in Italien.


Von 29.10. bis 02.11.2008 fuhr wieder eine große Abordnung des VHO zum Höhlenforschertreffen nach Italien. In diesem Jahr fand die Veranstaltung in der kleinen Ortschaft St Omobono Terme nördlich von Bergamo statt. Auch heuer wurde wieder ein Verkaufsstand betreut, bei dem Gösser-Bier, Apfelstrudel, Sacher-Torte und Gulaschsuppe verkauft wurden. Mit den Einnahmen kann sich der Verein nun wieder so einiges an Befahrungsmaterial anschaffen.

Teilnehmer: Heidrun André, Ernest Geyer, Petra & Patrick Hautzinger, Thomas Hofer, Resi & Erwin Hüttner, Peter Jeutter, Franz Schmidt, Monika Steinberger und Robert Seebacher.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Einwinterungs- und 21km-Tour

Robert Seebacher

Am 27.10.2008 brach ich Aufgrund des bevorstehenden Schlechtwetters zu einer „Einwinterungsaktion“ in die Schachtzone auf. Ziel der Tour war es, die im Sommer beim Unheimlichen Sauger deponierten Seile zum Ozonloch zu verbringen. Dies musste unbedingt vor dem ersten Schnee erfolgen, da die Seile sonst bis zum Frühjahr nicht mehr auffindbar gewesen wären.
Weiters hatte ich vor, das Seil aus dem alten Einstiegsschacht des Ozonlochs auszubauen, da dieser im Winter ohnedies nicht befahrar ist.
Im Zuge dessen konnte ich auch noch einige kleine Reststrecken im Bereich des oberen Horizontalsystems bei -50 m aufarbeiten und vermessen (kleine Vermessungen sind dank Laser-Entfernungsmesser jetzt ja auch alleine durchführbar).
Eine Fortsetzung war dabei unerwarteter Weise ergiebiger als angenommen. Durch schmale Klüfte und Abstiege war es möglich bis auf 60 m Tiefe zu gelangen.
Dort musste ich an einer größeren, nicht mehr frei kletterbaren Stufe umkehren.
Insgesamt erbrachte die neue Vermessung 95 m (VL 106 m), wodurch die Gesamtlänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems auf 21.020 m anwuchs.
Die einsame, aber dennoch sehr schöne Herbsttour beschloss ich wieder mal als letzter Gast der Saison in der Kreutzer-Hütte am Steirersee.
Der Winter kann kommen…….

Montag, 13. Oktober 2008

Neuland in der Superdoline

Text und Bilder Ernest Geyer

Am 11. Oktober 2008 unternahmen Ernest Geyer und Franz Schmidt eine weitere Vermessungstour in die Superdoline (Kat. Nr. 1634/51) im Hochanger-Gebiet. Es konnte eine 35 m tiefe Schachtstufe erforscht werden, deren Boden mit Eis bedeckt ist. Eine enge Kluft bildet eine mögliche Fortsetzung. Insgesamt konnten 57 m vermessen werden, wobei nun die Gesamtlänge der Höhle 184 m beträgt. Die Niveaudifferenz erhöht sich auf –50 m.

Iran-Expedition 2008

Text und Bilder von Ernest Geyer
In Zusammenarbeit der Vereine ESPILAT und VHO wurden auch dieses Jahr wieder höhlenkundliche Forschungen im Iran durchgeführt.

1. Ghar-e-Bournic
Am 19. September 2008 wurden die Vermessungsarbeiten in der Ghar-e-Bournic fortgesetzt.

Teilnehmer: Mehran Hamidi, Ernest Geyer.

Es konnte die „Große Halle“ [Talar e Bozorg] sowie ein Teil des SW-Ganges vermessen werden. Die „Große Halle“ ist 60 m lang, 55 m breit und bis zu 35 m hoch und besitzt zwei Hauptfortsetzungen:
Der SW-Gang verläuft mehr oder weniger parallel zum Talverlauf und mündet in die „Große Halle“. In den Seitenteilen findet man beeindruckende Sinterbildungen und Kalzitkristalle. Der SW-Gang geht in eine größere Halle über (Löwenhalle [Talar e Shir]; 74 m lang, 32 m breit u. bis zu 12 m hoch) und setzt sich dann großräumig weiter fort.

Die zweite Fortsetzung befindet sich im NW der „Großen Halle“ und ist über eine stark bewetterte „Engstelle“ (1,5 m x 2,5 m), dem Windgang, zu erreichen. Der anschließende Höhlengang wurde aus Zeitgründen nicht mehr vermessen, jedoch noch auf ca.100 m erkundet (geschätzte Gangdimensionen: 15 m Breite, 20 m Höhe). Die Höhle setzt sich hier ebenfalls großräumig weiter fort.

Insgesamt dauerte die Vermessung 10 Stunden – es wurden 595,07 m vermessen wobei sich die Höhlenlänge auf 1080,4 m erhöht. Die Niveaudifferenz bleibt mit ± 86,1 m unverändert.

Die weitere Vermessung der Höhle ist für Dezember2008/Jänner2009 geplant.

Literatur: Forschungsprojekt Ghar-e-Bournic, Provinz Teheran, IRAN; VHO Mitteilungen; 2007

2. Speläologische Hochgebirgsprospektion „Zard Kooh 2008“
Aufbauend auf die Ergebnisse 2007 wurde vom 21.- 25. September 2008 eine weitere Hochgebirgsprospektion im Zard Kooh Gebirge durchgeführt. (Prospektionsgebiet: Ostseite des Zard Kooh - Seehöhe 3515 m - 4221 m)

Teilnehmer: Gholam Reza Amighi, Mehran Hamidi, Mojtaba Jalalati, Sepehr, Danesch, Amir Caichi, Reza Tahmasbi, Ahmad Motahari, Ernest Geyer.

Die Prospektion erstreckte sich diesmal bis in die Gipfelregion des Kloonchin (4221 m)

Insgesamt wurden 5 neue Höhlen entdeckt und vermessen. Der Vermessung der Ghar-e-Omid wurde fortgesetzt. Weiters wurden an die 40 Karstojekte untersucht, die jedoch nach einigen Metern verstürzt oder mit Schnee verfüllt endeten.

1. Ghar-e-Omid (Hoffnungshöhle) Länge 43,3 m / ND -34,5 m

2. Ghar-e-Morvârid (Perlenhöhle) Länge 34,4 m / ND -27,6 m

3. Ghar-e-Zard Kooh (Höhle am gelben Berg) L. 64,1 m / ND -51,3 m

4. Ghar-e-Sarâcheh (Kleine Höhle) Länge 16,1 m / ND -9,4 m

5. Ghar-e-Barfchâl 2 (Schneeloch 2) Länge 21 m / ND ± 18,5 m

6. Ghar-e-Tagâv (Trichterhöhle) Länge 86,3 m / ND -29,3 m

Insgesamt wurden 252,4 m neue Höhlengänge vermessen.

Literatur: Speläologische Hochgebirgs-Prospektion „Zard Kooh 2007“ (Provinz Chaharmhal wa Bachtiary; IRAN); VHO Mitteilungen; 2007

3. Präsentationen Zard Kooh & Sub Glacies
Am 30. September wurden die Ergebnisse der Zard Kooh Prospektion, sowie das VHO-Projekt „Sub Glacies“ im Rahmen des ESPILAT-Vereinsabends vorgestellt. Vortragende: Mehran Hamidi u. Ernest Geyer. Teilnehmer ca. 50 Personen.

Dem Obmann Zabihollah Hamidi, sowie am Gholam Reza Amighi (Mitorganisator von Zard Kooh 2007/2008) wurde als kleine Anerkennung für die gute Zusammenarbeit je ein VHO-Buch übergeben.

Neues aus der Südwandhöhle


Von 22. bis 25. September führten Peter Jeutter und Robert Seebacher eine 74-stündige Biwktour in die Südwandhöhle durch. Ausgehend vom Wellness-Biwak am Ende der Paläoenns wurden in diesem Bereich einige Fortsetzungen weitererforscht bzw. vermessen. Leider erbrachte das Ausräumen von 2 Lehmsiphons und das Erklettern eines 20 m-Schlotes nicht die erhoffte Umgehung des Riesen-Lehmsiphons am Ende der Paläoenns.

Am zweiten Tag wurde versucht vom Weg in die Tiefe zur Johann Segl Halle durchzusteigen. Leider gelang es auch hier nicht weiterzukommen. Die Versturzzone ist viel zu mächtig, bzw. zu labil, um von unten einen Weg zu finden.

Insgesamt konnten 133 m neu dokumentiert werden, wodurch sich die vermessene Gesamtlänge der Südwandhöhle auf 10.240 m erhöhte.

Sonntag, 14. September 2008

Erster Tauchversuch in der Kogelgrabenhöhle


Am 11. September 2008 wurde ein erster Tauchversuch im Endsiphon der Kogelgrabenhöhle bei Bad Ischl durchgeführt.

Da der Wasserspiegel im Endsiphon aufgrund der Trockenheit der vergangenen Wochen relativ weit abgesunken war, schienen die Bedingungen für einen Tauchgang ideal.

Leider war die Sicht unter Wasser aber sehr schlecht. Dennoch konnte eine steil abfallende Unterwasserstrecke auf eine Länge von 30 m erforscht werden. In einer Wassertiefe von etwa 20 m musste aufgrund der erreichten Sicherheitsgrenze umgekehrt werden. Der Siphon setzt sich mit geräumigen Dimensionen weiter in die Tiefe fort.

Teilnehmer: Jörg Laimer, Clemens Tenreiter und Robert Seebacher (Taucher)
Foto: C. Tenreiter

Jugendtour mit Mitgliedern des ÖAV-Bad Mitterndorf

Am 31. August fand eine Höhlentour mit Kindern und Jugendlichen für den Alpenverein Bad Mitterndorf in die Nagelsteghöhle bei Altaussee statt.
Der Ausflug war für alle Teilnehmer ein tolles Erlebnis.
Die Führung wurde von Patrick Hautzinger vom VHO durchgeführt.
Fotos: ÖAV Sektion Bad Mitterndorf

Mittwoch, 10. September 2008

Der Krimi vom Dachstein

Leider gibt es von dieser Forscherwoche nicht nur Erfreuliches zu berichten. Unsere Gruppe wurde von einer Einzelperson sabotiert und enorm gefährdet. Dabei wurden nicht nur Autos zerkratzt, sondern auch eine aus Steinen gebaute Falle errichtet. Gott sei Dank konnte die hinterhältige Konstruktion rechtzeitig entdeckt und entschärft werden. Bei einer Auslösung der Steinfalle wäre eine Steinlawine in unsere Abseilpiste gestürzt. Dabei hätte es auch zu tödlichen Verletzungen von mehreren Expeditionsmitgliedern kommen können.
Erhebungen der Alpinpolizei und der Kriminalabteilung waren erfolgreich. Ein Verdächtiger konnte festgenommen werden.
Da die Medien nun konform des Pressegesetzes von der Polizei informiert wurden, gibt es ab heute auch die ganze Geschichte im Blog nachzulesen.
Die Ergänzungen sind an den jeweiligen Tagen in gelber Schrift hervorgehoben.

Sonntag, 31. August 2008

Erfolgreiches Forscherlager "Sub-Glacies 2008 am Dachstein.

Das Forscherlager 2008 "Sub-Glacies" am Dachstein erbrachte interessante Ergebnisse. Knapp 1300 m konnten vermessen werden.
Unter der Adrese http://www.sub-glacies.blogspot.com/ könnt ihr den Verlauf des Lagers nachverfolgen.

Donnerstag, 14. August 2008

Sirenenhöhle und Unheimlicher Sauger. Zwei neue Höhlen im Gebiet "In den Karen".

Robert Seebacher


Im Jänner 2008 wurde bei einer Schitour im Bereich südöstlich des Gr. Tragl von mir ein „ausgeblasener“ Schacht entdeckt. Dabei handelte es sich um den ersten im Winter offenen Schacht im nördlichen Bereich dieses stark verkarsteten Gebietes.


Ich konnte es kaum erwarten, diese interessante Höhle zu lokalisieren und zu erforschen. Am 30.07.2008 gelang es dann mit Hilfe der im Winter aufgenommenen GPS-Koordinaten die Stelle zu finden. Es liegen jedoch im Umkreis von weniger als 10 m hier 3 bisher unerforschte Schachtöffnungen.

Am 06.08.2008 stiegen Peter Jeutter und der Verfasser zu den Schächten auf um diese zu erforschen und zu vermessen. Bewaffnet mit 100 m Seil ging es in den ersten Schacht. Dieser schaute am verheißungsvollsten aus, da er etwa 8 m vollkommen Schneefrei auf einen geneigten Boden abbricht. Ausgeblasene Schächte beinhalten meist ja keinen Schnee. Auch die leichte Wetterführung am Eingang deutete auf die richtige Wahl hin. Am Boden des kleinen 8 m Schachtes weitet sich die Höhle zu einer kleinen Halle mit 8 m Länge, 3 m Breite und 8 m Höhe. Hatten wir etwa sogar einen Horizontalteil angefahren?
Schnell war die Euphorie aber verflogen, als wir bemerkten, dass die Halle nur 2 weitere kleine Tagöffnungen mit unserem Schacht verbindet. Daher stammte auch die Wetterführung. Wir erforschten und vermaßen die kleine Höhle dann auf 40 m Länge bei einer Niveaudifferenz von – 12 m. Da sie uns in die Irre geführt hatte, nannten wir sie Sirenenhöhle.
Ein zweiter, enger Schacht war anschließend schnell auf etwa 8 m Tiefe befahren. Keine Fortsetzung und nicht katasterwürdig.
Der dritte Schacht musste es also sein. Leider kann man hier vom Eingang weg schon eine Menge Schnee sehen, was gar nicht ins Konzept passte. Ein ausgeblasener Schacht mit derart viel Schnee ist ungewöhnlich und natürlich auch ungemütlich.
Beim Abseilen durch den Einstiegsschacht bemerkten wir bald kräftige auswärts gerichtete eisige Wetterführung. Dies war dann auch des Rätsels Lösung. Der Schacht war im Winter nicht ausgeblasen, sondern er saugte die Luft so stark ein, dass er offen blieb. Dem entsprechend fungiert er jetzt im Sommer als "Bläser".
Dank der Bohrmaschine ging der Schachteinbau zügig voran. Bei – 20 m war bald ein Schneeboden erreicht. Der Weg führte uns von hier weiter über eine steile Eisrampe in einen sehr nassen Schlotraum. Die Fortsetzung ein Loch im Eisboden mit reichlich Tropfenfall. Bald waren wir vom Eiswasser durchnässt und der eisige Wind ließ und bald stark frieren. Gottlob war es im spritzwassererfüllten Schacht aber nach wenigen Metern möglich durch ein kleines Fenster in einen trockenen Höhlenteil auszupendeln. Ein netter 16 m-Schacht brachte uns bei – 50 m zu einem Mäander, welcher ebenfalls eine kleine Abseilstelle beinhaltet. Hinter einer Windung ermöglichte schließlich ein schmaler Spalt den Zugang zu einem geräumigen Schacht. Die kräftige Wetterführung wehte uns ins Gesicht und wir waren sehr zuversichtlich, dass wir auch in dieser Höhle weit ins Innere des Gebirges vordringen können.
Am Grund des schönen und geräumigen 21 m-Schachtes lag eine langgestreckte Schneezunge. Bis hierher hatte der im Winter kräftige einwärts gerichtete Luftstrom also den Schnee angesaugt. Vorbei an einigen Engstellen und durch mehrere verwinkelte Mäander gelangte der Schnee bis in 77 m Tiefe. Ein weiterer Mäander beginnt an dieser Stelle, was uns jedoch nicht sonderlich beunruhigte.

Erst nachdem eine 3 m hohe Kletterstelle überwunden war, änderten sich die Raumdimensionen drastisch. Der anfangs geräumige Mäander verengt sich hier zu einem nur etwa 10 cm schmalen und 0,5 m hohen Spalte aus der es stark herauswehte. Ein kopfgroßes, ebenfalls bewettertes Loch an der Rechten Wand des Mäanders die einzige noch mögliche Fortsetzung. Da die Wand nur etwa 5-10 cm dick war, gelang es mit Hilfe des Spithammers die Öffnung so weit zu erweitern, dass es ein Durchschliefen erlaubte. Dahinter liegt ein wieder ansteigender Raum, der aber leider auch keine befahrbare Fortsetzung hatte.

Bis auf zwei wenig verheißungsvolle Fortsetzungen konnten wir die gesamte Höhle erforschen und vermessen. Der Unheimliche Sauger hat eine Gesamtlänge von 113 m bei einer Niveaudifferenz von - 83 m.
Fotos: Christian Huber, Peter Jeutter & Robert Seebacher

Kinderführung ins Käferloch


Am 01. August 2008 gab es einen tollen Ausflug ins Käferloch auf der Tauplitzalm. Nach der etwa 1,5-stündigen Höhlentour ließen wir den gemütlichen Tag beim Grillen in der Popp-Hütte ausklingen.
Teilnehmer: v.l.n.r. Michael Kreutzer, Markus Kreutzer, Andreas Heiß, Philipp, Max Kreutzer, Stephan Heiß, Sebastian Seebacher und Walter Heiß. Fotos: Robert Seebacher

Untersuchungen zum Eisvorkommen in der Grubsteineishöhle (Totes Gebirge, Kat. Nr. 1625/16)



Beprobung am 30.7. 2008 unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Spötl sowie Robert Seebacher vom Verein für Höhlenkunde in Obersteier.

Institut für Ökologie - Universität Innsbruck: Birgit Standhartinger (Diplomandin) und Dr. Birgit Sattler in Kooperation mit dem Institut für Geologie und Paläontologie (Prof. Dr. Christoph Spötl)

Ziel der Untersuchung ist eine mikrobielle Charakterisierung des Höhleneisvorkommens sowie der Umgebungsluft.


Die Kryosphäre als Lebensraum für angepasste Einzeller ist ein sehr junges Forschungsgebiet und hauptsächlich in Eisdecken des Meereises bzw. Eiskappen und Gletschern untersucht. Von Eishöhlen, wo die Bedingungen für Mikroben zwar stabiler, doch durch die Verkürzung der Nahrungskette (keine bis wenig Primärproduzenten) noch extremer sein dürften, ist sehr wenig bekannt. Doch auch hier liegt die Vermutung nahe, dass im Eis eine florierende mikrobielle Gemeinschaft existiert, welche durch spezielle Anpassungen und durch Sensibilität auf kleinste Veränderungen charakterisiert ist. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit in den Höhlen vermutet man auch Zellnachweise in den Nebeltröpfchen der Umgebungsluft.

Die Eiskerne (Kovacs-Eisbohrer, Handbetrieb) sowie die Luftfilter (Sartorius Airsampler) werden am Institut für Ökologie im Rahmen zweier Diplomarbeiten auf folgende Parameter ausgewertet:
Bakterielle Zellzahlen (Epifluoreszenzmikroskopie)
Virenkonzentrationen (Epifluoreszenzmikroskopie auf Anodisc)
Bakterielle Aktivität sowie Sekundärproduktion (radiochemische Methoden: 3H-Leucin-Inkorporation)
Bakterielle und Pilzdiversität (molekularbiologische Methoden: PCR, Klonierung, DNA-Sequenzierung, DGGE, SSCP)

Die Untersuchungen werden ab Oktober 2008 durchgeführt werden, geschätzter Abschluss der Arbeiten: Jahresende 2009.

Freitag, 4. Juli 2008

Erfolgreicher Tauchvorstoß im Radaubach-Ursprung

Robert Seebacher

Am 24.06.2008 wurde durch den Verfasser ein neuerlicher Tauchvorstoß in die Quellhöhle des Radaubaches bei St. Wolfgang/OÖ durchgeführt. Bereit 2003 gelang es diesen Siphon auf eine Länge von 64 m bei einer Tiefe von knapp 6 m zu erforschen und zu vermessen (Siehe Mitteilungen des VHO, Ausgabe 2007).
Nun gelang es weiter unter Wasser vorzustoßen und nach insgesamt 91 m Tauchstrecke in einem Wasserführenden Canyon aufzutauchen.
Die Gesamtlänge des Radaubach-Ursprungs beläuft sich nach dieser Tour auf knapp 100 m. Der neu entdeckte Canyon, aus dem das Wasser des Radaubaches kommt ist ein interessanter Ansatzpunkt für weitere Forschungen.


„Da in der Nacht zum 24. Juni im Salzkammergut starke Unwetter niedergegangen waren zögerte ich kurz und überlegte, die geplante Tour abzusagen. Da ich aber aufgrund der Beschaffenheit des Bachbettes auf ein moderates Schüttungsverhalten der Quelle tippte, beschloss ich auf alle Fälle nach Radau zu fahren. Sollten die Bedingungen zum Tauchen nicht passen, wäre es auf alle Fälle wenigstens interessant die Höhle mal bei Hochwasser zu beobachten.
Gemeinsam mit Hans Putz, sowie mit Resi und Erwin Hüttner führen wir gegen 10:00 Uhr von Bad Mitterndorf in Richtung Oberösterreich ab. Bereits der Anblick der Ödenseetraun, die sich als kakaobraune Masse in Richtung Bad Aussee wälzte ließen erneut Zweifel aufkommen. Auch diverse Traun-Zuflüsse und die Ischl führten noch Hochwasser. In Radau beseitigte aber ein Blick in den gemächlich neben der Straße dahinplätschernden Radaubach jegliche Zweifel. Die Schüttung war gering (ca. 30 l/s) und das Wasser wie gewohnt Glasklar.
So verteilten wir kurz darauf am Beginn einer steilen Forststraße die Ausrüstung und begannen mit dem etwa 40-minütigen Aufstieg zur Höhle. Nachdem wir die knapp 200 Höhenmeter zum Portal hinter uns gebracht hatten, legte ich die Tauchausrüstung an. Als Atemgerät benutzte ich ein 2 x 4 l Rückengerät, sowie eine zusätzliche 4 l Flasche, welche ich seitlich an der Vergurtung befestigte. Ein Neopren-Trockentauchanzug schützte mich vor dem 6° kalten Wasser.


Erwin begleitete mich noch 8 m weit in die Höhle bis zum Siphon um zu fotografieren. Dort tauchte ich gegen 12:00 Uhr in das extrem klare Wasser. Meine vor mehr als 5 Jahren verlegte Führungsleine war vollkommen unbeschädigt und führte mich ohne Schwierigkeiten zum Forschungsendpunkt von 2003. Lediglich die zwei Engstellen hielten mich etwas auf, wenngleich deren Überwindung trotz der zusätzlichen Tauchflasche erstaunlich gut funktionierte. Auf der Höhlensohle liegt in einigen Abschnitten Schutt. Meist ist der bis zu 2 m breite und im Schnitt 1 m hohe Unterwassergang aber vollkommen sedimentfrei. Der helle Fels, die schönen Gangformen und die hervorragende Sicht machen diesen Siphon zu einem der schönsten, die ich je gesehen habe.
Vom Umkehrpunkt 2003 führte mich die Höhle wieder durch eine perfekte, 2 m breite und etwa 1m hohe sedimentlose Druckröhre leicht steigend zu einer neuerlichen Engstelle. Nachdem ich dort einige Steine zur Seite geräumt hatte, glitt ich durch die Verengung in einen wieder geräumigeren Höhlenabschnitt hinunter. Hier erreicht der Gang erneut eine Breite von 2 m bei einer Höhle von etwa 1,5 m. Ich befestigte die Tauchleine an einer massiven Sanduhr und setzte meinen Weg weiter ins Höhleninnere fort. Doch plötzlich schien die Höhle zu enden. Der schöne horizontale Gang wird hier abrupt durch eine senkrechte Höhlenwand beendet. Ein Blick nach oben verriet mir den Weiterweg, wo eine bewegte Wasserfläche das Ende des Siphons ankündigte. Ich tauchte 4 m senkrecht nach oben und durchstieß nach insgesamt 91 m Tauchstrecke in einer etwa 1 m breiten Kluft die Wasseroberfläche. Der erste Siphon des Radaubach-Ursprungs war überwunden. Der Höhlenbach fließt hier von einem schmalen Canyon kommend in den kleinen Höhlensee. Bei der nächsten Tour geht es also über Wasser weiter.
Beim Zurücktauchen vermaß ich die neu entdeckte Passage und erreichte nach etwa 1 Stunde wieder den Eingang der Höhle.
Der Abstieg gestaltete sich ungleich weniger anstrengend wie der Aufstieg und wir erreichten nach etwa 20 Minuten das Auto.
Bei der Rückfahrt machten wir noch einen kurzen Halt beim Agathawirt, wo wir einen schönen und erfolgreichen Forschungstag ausklingen ließen.“

DANK: Besonderen Dank gebührt Theresia und Erwin Hüttner, sowie Hans Putz, die mir beim Transport der schweren Tauchausrüstung behilflich waren.
Fotos: Theresia und Erwin Hüttner.

Montag, 28. April 2008

Erneuter Tauchversuch im Pießling-Ursprung









Am 19. April 2008 unternahm Robert Seebacher einen neuerlichen Tauchversuch im Endsiphon des Pießling-Ursprungs. Ziel des Tauchganges war es, den 40 m tiefen Siphon weiter zu erforschen bzw. vielleicht zu durchtauchen.


Dazu musste die umfangreiche Tauchausrüstung mehr als 1/2 km weit durch die Höhle zum Endsee transportiert werden. Das Gesamtgewicht der Tauchausrüstung betrug etwa 100 kg!
Als Trägerteam fungierten: Alexander BRAUN, Wolfgang BUCHBAUER, Ernest GEYER, Patrick HAUTZINGER, Anke OERTEL, Rudolf RIESEMANN, Franz SCHMIDT, Heli STEINMASSL, Clemens TENREITER, Gabriel WIMMER und Michael WINKLER.

Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Leider war die Schüttung der Quelle bereits auf etwa 2 m³/s angewachsen, wodurch sich sich das Abtauchen gegen die Strömung mit der schweren Tauchausrüstung problematisch gestaltete.
Aufgrund mehrerer kleinerer Probleme im Vorfeld sowie durch die Anstrengung verursachte Atemschwierigkeiten musste der Vorstoß leider in einer Tiefe von 37 m abgebrochen werden.
Gemeinsam mit Dr. Anke Oertel wurde anschließend in Wassertiefen bis 10 m nach Lebewesen gesucht. Die Suche ergab eine gute Ausbeute. Es konnten durch Anke eine vielzahl von echten Höhlentieren aufgesammelt werden.


Trotz gescheitertem Vorstoßtauchgang eine erfolgreiche Tour.

Fazit: Leiber einmal etwa vorsichtiger sein, als plötzlich dem Sensenmann zu begegnen.

Freitag, 8. Februar 2008

Jahreshauptversammlung 2008

Die Jahreshauptversammlung des VHO findet am Samstag den 01. März 2008 im Wanderhotel in Bad Mitterndorf statt. Beginn ist um 17:00 Uhr.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Ozonloch-News

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'



Sehr erfolgreicher Jahresauftakt auf der Tauplitz-Hochalm:Verbindung zwischen Ozonloch und DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem endlich realisiert!



Die Gesamtlänge wächst durch den Zusammenschluss auf über 20 km, die Niveaudifferenz klettert auf -1092 m.
Von 25. bis 28. Jänner 2008 unternahmen Michael BEHM und Robert SEEBACHER vom Verein für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) eine insgesamt 71-stündige, äußerst erfolgreiche Forschungsfahrt in das Ozonloch (1625/406).
Ziel der Tour war, einmal mehr, die Suche nach einer Verbindung zum DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem (1625/379 a-e). Nachdem der auf 1995 m Seehöhe gelegene Eingangsschacht unter der Schneedecke freigelegt wurde stiegen die beiden am ersten Tag bis zum Biwak in 460 m Tiefe ab. Am nächsten Tag gingen sie daran, eine erst im Oktober 2007 entdeckte, aussichtsreiche Fortsetzung weiter zu erforschen. Dazu war es notwendig, über drei kleine Schachtstufen (6 m, 9 m und 7 m) aufzusteigen. Obwohl einige Passagen frei kletterbar waren, erwies sich ein Hilti-Bohrhammer dabei als äußerst nützlich. Oberhalb der Schachtreihe gelang durch Ausräumen eines labilen Versturzes der enge Durchstieg in einen neuen, geräumigen Höhlengang. Dieser ist deutlich bewettert und setzt sich in zwei Richtungen fort. In Richtung Nordosten mündet der Gang aber bereits nach wenigen Zehnermetern von oben wieder in bekannte Teile des Ozonlochs.In der Gegenrichtung führt der Gang ebenfalls bald zu einem Abgrund, welcher aber an der linken Schachtwand traversiert werden konnte. Durch ein Gangfenster war es hier möglich, wieder eine aussichtsreiche Fortsetzung zu erreichen.Die bisher gefundene neue Passage verläuft parallel zwischen Ozonloch und Sonnenleiterschacht von NO nach SW. Ab hier führt der Gang aber nach einem 90° Knick direkt auf die Nordwestpassage des Sonnenleiterschachts zu. Leider währte die Freude nur kurz, denn nach wenigen Metern versinkt der Gang in einem stark bewetterten Lehmsiphon.Nun war wieder einmal Graben angesagt. Der durch ein Tropfwassergerinne sehr feuchte und klebrige Lehm war nur mühsam aus der nach unten führenden Passage zu entfernen. Nach etwa 2 Stunden gelang es aber schließlich das Sediment mit den Füßen so weit nach unten durchzuschieben, dass ein Durchschliefen möglich wurde.Was nun folgte, kann nur als Höhlenforschertraum bezeichnet werden. Ein wunderschöner, trockener phreatischer Tunnel mit 2-3 m Durchmesser führt weiter, fast schnurgerade auf die auf gleicher Höhe liegenden Gänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems zu. So wie sich die Distanz zwischen den beiden Höhlen von Messzug zu Messzug verringerte, stieg die Spannung fast bis ins unermessliche. Welches Hindernis würde die Höhle, so knapp vor dem Ziel noch parat haben?Keines! Etwa 200 m hinter dem Lehmsiphon mündet der Tunnel ohne weitere größere Hindernisse schließlich in die bekannten Teile des Sonnenleiterschachtes. Nur ein 10 m tiefer Abstieg trennte uns von bereits erforschten Teilen. So wurde die schon lange vermutete Verbindung am 26.01.2008 um 19:35 Uhr endlich verwirklicht.Am nächsten Tag wurde die weit entfernt liegende Fortsetzung des Traglganges aufgesucht. Dazu musste bis in eine Tiefe von 580 m abgestiegen, und dahinter wieder 100 Höhenmeter aufgestiegen werden. Mittels Akku-Bohrhammer gelang es dort eine 10 m hohe Kletterstelle zu überwinden. Leider führt der Gang auch darüber bald wieder senkrecht nach oben und konnte aufgrund von Materialmangel nicht weiter verfolgt werden. Beim Rückweg wurden dann noch einige kleine Seitenteile aufgearbeitet.Insgesamt war es bei dieser Tour möglich 346 m Neuland zu vermessen, wodurch das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem nun eine neue vermessene Gesamtlänge von 20.926 m aufweist.Die Horizontalerstreckung erhöhte sich auf 1.620 m, die Niveaudifferenz kletterte auf -1092 m. Insgesamt hat das ausgedehnte Höhlensystem nun 10 Eingänge, bzw. 4 auf das Hauptniveau-1550 hinabführende Schachtsysteme.
Das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem ist nun die drittlängste, bzw. wieder tiefste Höhle des Toten Gebirges und der gesamten Steiermark.
Dank: Herbert BLIEM und Patrick HAUTZINGER, die bei dieser Tour beim Materialtransport an der Oberfläche mithalfen.
An der Erforschung des Ozonlochs und der Nordteile des Sonnenleiterschachtes waren folgende Personen beteiligt: H. ANDRÉ, M. BEHM, C. ENDLER, A. GLITZNER, P. HAUTZINGER, K. JÄGER, P. JEUTTER, S. KOGLER, U. MEYER, A. NÖSTL, A. ÖRTEL, M. REICHMANN und R. SEEBACHER. (Robert Seebacher, 1.2008)

NEWS

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'


Sehr erfolgreicher Jahresauftakt auf der Tauplitz-Hochalm:Verbindung zwischen Ozonloch und DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem endlich realisiert!


Die Gesamtlänge wächst durch den Zusammenschluss auf über 20 km, die Niveaudifferenz klettert auf -1092 m.Von 25. bis 28. Jänner 2008 unternahmen Michael BEHM und Robert SEEBACHER vom Verein für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) eine insgesamt 71-stündige, äußerst erfolgreiche Forschungsfahrt in das Ozonloch (1625/406 a-e). Ziel der Tour war, einmal mehr, die Suche nach einer Verbindung zum DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem (1625/379 a-e).Nachdem der auf 1995 m Seehöhe gelegene Eingangsschacht unter der Schneedecke freigelegt wurde stiegen die beiden am ersten Tag bis zum Biwak in 460 m Tiefe ab.Am nächsten Tag gingen sie daran, eine erst im Oktober 2007 entdeckte, aussichtsreiche Fortsetzung weiter zu erforschen.Dazu war es notwendig, über drei kleine Schachtstufen (6 m, 9 m und 7 m) aufzusteigen. Obwohl einige Passagen frei kletterbar waren, erwies sich ein Hilti-Bohrhammer dabei als äußerst nützlich. Oberhalb der Schachtreihe gelang durch Ausräumen eines labilen Versturzes der enge Durchstieg in einen neuen, geräumigen Höhlengang. Dieser ist deutlich bewettert und setzt sich in zwei Richtungen fort. In Richtung Nordosten mündet der Gang aber bereits nach wenigen Zehnermetern von oben wieder in bekannte Teile des Ozonlochs.In der Gegenrichtung führt der Gang ebenfalls bald zu einem Abgrund, welcher aber an der linken Schachtwand traversiert werden konnte. Durch ein Gangfenster war es hier möglich, wieder eine aussichtsreiche Fortsetzung zu erreichen.Die bisher gefundene neue Passage verläuft parallel zwischen Ozonloch und Sonnenleiterschacht von NO nach SW. Ab hier führt der Gang aber nach einem 90° Knick direkt auf die Nordwestpassage des Sonnenleiterschachts zu. Leider währte die Freude nur kurz, denn nach wenigen Metern versinkt der Gang in einem stark bewetterten Lehmsiphon.Nun war wieder einmal Graben angesagt. Der durch ein Tropfwassergerinne sehr feuchte und klebrige Lehm war nur mühsam aus der nach unten führenden Passage zu entfernen. Nach etwa 2 Stunden gelang es aber schließlich das Sediment mit den Füßen so weit nach unten durchzuschieben, dass ein Durchschliefen möglich wurde.Was nun folgte, kann nur als Höhlenforschertraum bezeichnet werden. Ein wunderschöner, trockener phreatischer Tunnel mit 2-3 m Durchmesser führt weiter, fast schnurgerade auf die auf gleicher Höhe liegenden Gänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems zu. So wie sich die Distanz zwischen den beiden Höhlen von Messzug zu Messzug verringerte, stieg die Spannung fast bis ins unermessliche. Welches Hindernis würde die Höhle, so knapp vor dem Ziel noch parat haben?Keines! Etwa 200 m hinter dem Lehmsiphon mündet der Tunnel ohne weitere größere Hindernisse schließlich in die bekannten Teile des Sonnenleiterschachtes. Nur ein 10 m tiefer Abstieg trennte uns von bereits erforschten Teilen. So wurde die schon lange vermutete Verbindung am 26.01.2008 um 19:35 Uhr endlich verwirklicht.Am nächsten Tag wurde die weit entfernt liegende Fortsetzung des Traglganges aufgesucht. Dazu musste bis in eine Tiefe von 580 m abgestiegen, und dahinter wieder 100 Höhenmeter aufgestiegen werden. Mittels Akku-Bohrhammer gelang es dort eine 10 m hohe Kletterstelle zu überwinden. Leider führt der Gang auch darüber bald wieder senkrecht nach oben und konnte aufgrund von Materialmangel nicht weiter verfolgt werden. Beim Rückweg wurden dann noch einige kleine Seitenteile aufgearbeitet.Insgesamt war es bei dieser Tour möglich 346 m Neuland zu vermessen, wodurch das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem nun eine neue vermessene Gesamtlänge von 20.926 m aufweist.Die Horizontalerstreckung erhöhte sich auf 1.620 m, die Niveaudifferenz kletterte auf -1092 m.Insgesamt hat das ausgedehnte Höhlensystem nun 10 Eingänge, bzw. 4 auf das Hauptniveau-1550 hinabführende Schachtsysteme.Das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem ist nun die drittlängste, bzw. wieder tiefste Höhle des Toten Gebirges und der gesamten Steiermark.Dank:Herbert BLIEM und Patrick HAUTZINGER, die bei dieser Tour beim Materialtransport an der Oberfläche mithalfen.An der Erforschung des Ozonlochs und der Nordteile des Sonnenleiterschachtes waren folgende Personen beteiligt: H. ANDRÉ, M. BEHM, C. ENDLER, A. GLITZNER, P. HAUTZINGER, K. JÄGER, P. JEUTTER, S. KOGLER, U. MEYER, A. NÖSTL, A. ÖRTEL, M. REICHMANN und R. SEEBACHER. (Robert Seebacher, 1.2008)